Ein Gasthof mit gediegener Eleganz
Der Landgasthof „Zum Hirsch“ in Thalau wurde völlig neu eingerichtet – Gutbürgerliche Küche
Ebersburg – Thalau. Der kleine Ort Thalau ist Bindeglied zwischen der weiten und milden Landschaft des Landrückens und den Berger der Rhön. Als Urlaubsort schon immer geschätzt – etwa 20.000 Übernachtungen werden in der 1000-Seelen-Gemeinde gezählt -, liegt es abseits der großen Straßen und ist Teil der Großgemeinde Ebersburg. Als einziges Gasthaus im Dorf ist seit Jahrhunderten der Gasthof „Zum Hirsch“ bekannt, ein Wahrzeichen, das jetzt neu gerichtet wurde. Nahe der neugotischen Kirche liegt der alte Landgasthof, dessen Inhaber seit mehr als hundert Jahren aus den gleichen Familien stammen, wobei meist Töchter Haus und Hof übernahmen oder die Wirtschaft als Heiratsgut einbrachten.
Im Anfang gehörte das Haus mit einer gutfließenden Schnapsbrennerei der Familie von Keitz, ab 1904 ging sie an Ludwig Müller über. Heute führen Margot und Helmut Menz die völlig neu ausgestatte Gaststätte. Ein Familienbetrieb, dessen Küche von Einheimischen und Gästen geschätzt wird. Was Wunder: Neben der Tochter Heike, die aus dem Hotelfach kommt und im Haus mitarbeitet, wird die Küche von Sohn Georg als Koch geführt, und der hat seine Kunst in dem renommierten Fuldaer Hotel „Zum goldenen Karpfen“ erlernt. Die gutbürgerliche Küche ist gewissermaßen das Edel am „Hirsch“.
Zur Eröffnung des Neubaus stellte Uwe Spielmann den Gastraum vor. Helles Holz – gebürstete Fichte – wurde reichlich zur Täfelung der Räume verwandt. Ein heimischer Holzbildschnitzer fertigte die Schnitzmotive, und kräftige Lampen runden das Bild der anheimelnden Wirtsstube ab. Als Novität präsentiert sich ein Vierertisch als Verlängerung des Tresens. Er ist eine Art Bieranstand oder Hochsitz, denn man kann in bewährter Weise dort stehen oder auch sitzend den Schankraum überblicken.
Als Innenarchitekt hat Fritz Gasselsdörfer den Umbau geplant; und da heute das Wort „rustikal“ sehr oft an Bauernmotive in Teakimitation und Heftklammermontage erinnert, soll vermerkt werden, dass hier aus massivem Holz eine Art „Landgasthofstil“ entstanden ist. Im „Hirsch“ wird übrigens Weizenbier und Hefeweizen vom Fass ausgeschenkt.
Als Fresko und „Lüftelmalerei“ hat in einer dem Hausstil angepassten barocke Lebhaftigkeit Oskar Jestädt aus Dietershausen das Erlebnis des Jägers und späteren Bischofs Hubertus dargestellt, wie der als Nimrod auf einmal einen Hirsch sieht, in dessen Geweihkrone das Kreuz erstrahlt: Mahnung, nicht mehr zu wildern und zu jagen. Der Hubertussage ist an der Frontseite des Gasthauses „Zum Hirsch“ zu sehen, während der nahe Thalaubach die Naturkulisse für Wald und Waidewege bildet.
Neu gestaltet wurde auch der große Saal des „Hirsches“. Er ist mit seiner Bühne vor allem für Vereinsfeste und Theaterabende gedacht. Auch hier wurden handfeste, helle Sitze und Tische geschaffen. Der neue Raum, der 150 Personen Platz bieten, strahlt gediegene Eleganz aus.
Quelle: Fuldaer Zeitung vom: 25. Juni 1988